Immer mehr Menschen werden ohne betreuende Familienangehörige alt
Die neue Studie mit dem Titel «Alt werden ohne betreuende Familienangehörige» ist da. Sie bietet bislang unbekannte Einblicke in eine Thematik, die in der Schweiz mindestens 140 000 Personen betrifft.
Wir wissen nun: Die bestehenden Altersangebote können die fehlende familiäre Unterstützung nicht durchwegs ersetzen. Ältere Menschen, die auf keine Betreuung von Familienangehörigen zählen können, laufen daher Gefahr, keine ausreichende Betreuung im Alter zu bekommen. Diese Betreuungslücken können zu Ungleichheiten führen.
Die Studie, in Auftrag gegeben von acht Schweizer Organisationen und Stiftungen, schliesst nicht nur wichtige Wissenslücken, sondern zeigt auch Handlungsempfehlungen für die künftige Altersarbeit und Alterspolitik auf.
Studienpräsentation: Rückblick und Präsentationen
An der 5. Fachtagung Sozialplanung und Soziale Arbeit am 31. Mai 2023 zum Thema «Alt werden ohne betreuende Familienangehörige» wurde die neue Studie vorgestellt. 160 Teilnehmende haben eine spannende Tagung der Fachhochschule Nordwestschweiz erlebt. Lesen Sie hier einen kurzen Rückblick und sehen Sie die Präsentationen der Referierenden.
Bei der Expertin nachgefragt
Welches sind die Haupterkenntnisse, die aus der Studie gewonnen wurden? Wo gibt es weitere Forschungslücken? Lesen Sie hier das Interview mit Dr. Rebecca Durollet von der Fachhochschule Nordwestschweiz. Weiter
Wer hilft, wenn keine betreuenden Angehörigen da sind?
Caring Communities sind Sorgegemeinschaften, die sich gegenseitig helfen und sich unterstützen, wenn andere Unterstützungssysteme wegfallen. Caring Communities übernehmen aber auch eine wichtige "Seismografenfunktionen", sie sind nahe bei der Bevölkerung und sie sind eine wichtige Schnittstelle zwischen älteren Menschen und dem professionellen Betreuungssystem. Das Netzwerk Caring Communities unterstützt lokale Initiativen.
Wieso eine neue Studie?
«Alle Menschen haben ein Anrecht, in Würde alt zu werden. Gute Betreuung ist Teil dieses Anrechts. Die Paul Schiller Stiftung setzt sich anwaltschaftlich für eine qualitätsvolle und bezahlbare Betreuung von älteren Menschen in der Schweiz ein.»
Maja Nagel Dettling, Stiftungsrätin, Paul Schiller Stiftung
Ambulant vor stationär» – ein Grundsatz sorgt für Hürden
Die Alterspolitik in der Schweiz basiert auf dem gesundheits- und sozialpolitischen Grundsatz «ambulant vor stationär». Legitimiert wird er durch die Vorstellung, dass praktisch alle älteren Menschen auf die Betreuung und Pflege durch ihre Familienangehörigen zählen können, sowie durch den Wunsch vieler älterer Menschen, im eigenen Zuhause alt zu werden. Für viele Menschen, die ohne unbezahlte Betreuungsarbeit durch Familienangehörige alt werden, ist die ambulante Betreuung, wie sie sich derzeit präsentiert, potenziell mit organisatorischen und finanziellen Hürden verbunden und stösst an ihre Grenzen.
Unterschiedliche Rahmenbedingungen
Die Rahmenbedingungen für ältere Menschen ohne betreuende Familienangehörige sind überall anders und in der Schweizer «Alterslandschaft» ist vieles in Bewegung. Trotz der Unterschiede zwischen den fünf in der Studie untersuchten Orten treten überregionale Herausforderungen zutage. Welche, lesen Sie in unserer neuesten Studie.
Frauen sind doppelt betroffen.
Frauen trifft es im Alter gleich doppelt: Es altern mehr Frauen als Männer ohne Familienangehörige. Zudem haben Frauen ein höheres Armutsrisiko, weil sie in der Regel tiefere Renten beziehen als Männer. Zahlen dazu finden Sie in der Vorstudie des Migros-Kulturprozent.
Älter werden in der Schweiz
Von welchen Faktoren wird die demografische Alterung in der Schweiz beeinflusst? Warum erhalten Männer in den meisten Fällen höhere Pensionskassenleistungen als Frauen? In welchem Alter lassen sich Erwerbstätige pensionieren? Wie beurteilen 65- bis 79-Jährige ihren Gesundheitszustand? Wie viele Stunden betreuen ältere Menschen ihre Enkelkinder?
Eine Reihe von Statistiken liefert Antworten auf diese und weitere Fragen. Ab heute stehen sämtliche Informationen des Bundesamtes für Statistik zu den Personen ab 55 Jahren auf einer neuen, übersichtlichen Webseite zur Verfügung.
Stiftungspower für mehr Fakten und Zahlen
Die neue Studie wurde von acht Förderstiftungen und -organisationen in Auftrag gegeben. Damit leistet das Stiftungskonsoritum einen Beitrag zum Diskurs über die Weiterentwicklung von Hilfe, Pflege und Betreuung im Alter. Neue Daten und Fakten ermöglichen die Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen und demografischen Wandel.