Tagung
Am 31.05.2023 stand das Thema «Ältere Menschen ohne betreuende Familienangehörige im Zentrum». Dabei wurde eine neue Studie vorgestellt, welche die Fachhochschule Nordwestschweiz im Auftrag von acht Förderstiftungen verfasst hat.
- Wie bewältigt die wachsende und heterogene Gruppe älterer Menschen ohne betreuende Familienangehörige ihren Alltag und wie können wir auf ihre gegenwärtigen und zukünftigen Wünsche, Bedürfnisse oder Ängste eingehen?
- Welche Implikationen haben die gegenwärtigen, sozialstaatlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz für Unterstützung und Selbstbestimmung im Alter, insbesondere mit Blick auf die Zielgruppe der älteren Menschen ohne betreuende Familienangehörige, und wie kann man Situationen erhöhter Vulnerabilität präventiv begegnen?
- Vor welche Herausforderungen stellt der demographische Wandel und die Zunahme von Menschen, die im Alter nicht auf die Unterstützung von Familienangehörigen zählen können, die Altersarbeit, die Alterspolitik, aber auch uns alle als Teil einer Gesellschaft des langen Lebens?
Die Studie wurde von Isabel Heger-Laube und Rebecca Durollet präsentiert und die Schlussfolgerungen und Empfehlungen dargelegt.
Danach hat Tine Haubner von der Friedrich-Schiller-Universtität Jena Ihre Publikation «Community-Kapitalismus» vorgestellt und die Frage gestellt, ob eine verantwortungsvolle Sorgearbeit tatsächlich von Freiwilligen oder Caring Communities ausgeübt werden kann. Und ob dadurch nicht einfach der Staat entlastet wird. Das anschliessende Beispiel von Vicino hat gezeigt, wie eine Caring Community konkret in Luzern nachhaltig funktioniert und ihre Mission «In unserem Quartier alt werden» gelebt wird.
Valérie Hugentobler von der Hochschule für soziale Arbeit Lausanne zeigte eindrücklich auf, wie stark die Alterspolitik in der Schweiz fragmentiert ist und wie komplex die Ebenen zwischen Bund, Kantonen und Kommunen verzahnt sind und plädiert für eine Aufbrechung der Silos. Silvia Rigoni in Vertretung von Caroline Moor von der Stadt Zürich stellte die Alterspolitik der Stadt Zürich vor, die nicht nur Wohnen und Gesundheit im Fokus hat, sondern genauso den öffentlichen Raum und insbesondere die Teilhabe der älteren Bevölkerung. Sehr interessant waren die konkreten Beispiele, angefangen von der Plauderbank über die Musterwohnung mit digitalen Hilfsmittel bis zu den Quartierbegehungen zur Eruierung des Bedarfs.
Sehr eindrücklich war anschliessend ein Podium von Selbstvertretenden, die einerseits sehr klar über ihre Ängste sprachen und gleichzeitig auch klare Forderungen an die Gesellschaft gerichtet haben: Wir wollen Teil der Gesellschaft sein.
Miriam Wetter hat zum Schluss ein Fazit gezogen, das während der Tagung ad-hoc entstanden ist. Dabei wurden viele wichtige Themen nochmals eindrücklich resümiert, z.B. die Problematik der Autonomie und «Hilfe annehmen» oder die Frage, ob der Katalog der Angebote die Bedürfnisse der älteren Menschen bestimmen oder ob die individuellen Bedürfnisse die Leistungen bestimmen sollten. Dabei wurden nochmals die Handlungsfelder von guter Betreuung dargelegt. Zum Schluss hat Miriam Wetter die These in den Raum gestellt, dass Caring Communities nicht nur Lückenbüsser sein können sondern auch viel Macht haben und sehr viel stärker als Lobbying-Organisation den Notstand im Bereich Betreuung im Alter zum Thema machen können.
Hier geht es zu den Referaten:
- Rebecca Durollet / Isabel Heger-laube: Ältere Menschen ohne betreuuende Familienangehörge. Download
- Tine Haubner: Ein neuer Gesellschaftsvertrag des Sorgens? Download
- Christian Vogt: Vicino Luzern - Wie Caring Communities funktionieren können. Download
- Valérie Hugentobler: L'absende de soutin familial: un impensé des politiques vieillesse en Suisse? Download
- Silvia Rigoni: Alterversorgung und Altersstrategie 2025 der Stadt Zürich. Download
- Miriam Wetter: Ad-Hoch-Fazit Fachtagung. Download